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Product Description
Akira Kurosawas - Bilanz eines Lebens
Kurzbeschreibung
Wie verrückt ist die Normalität? Und ist es nicht eigentlich normal, in der heutigen Welt verrückt zu werden? Mit diesen Fragen hat sich Japans Meisterregisseur Akira Kurosawa bereits vor über 50 Jahren auseinandergesetzt. Sein 1955 erschienener Film trägt nicht von ungefähr den alternativen Titel Leben in Furcht, denn seine Hauptfigur Kiichi Nakajima (Toshiro Mifune) befindet sich exakt in diesem Zustand.
Das Nachkriegsjapan ist geprägt von Angst, der Angst vor einem möglichen Atomkrieg zwischen den Supermächten USA und Russland, der Angst vor den Auswirkungen von Atomtests und den grauenhaften Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Dabei gibt es für Kiichi durchaus eine Rettung. Brasilien erscheint ihm als sichere Zufluchtsstätte. All sein Streben gilt nun dem Vorhaben, seine gesamte Familie, zu der auch zwei Geliebte und einige uneheliche Kinder gehören, vor dem scheinbar sicheren Untergang zu bewahren. Er hat die Ausreise und den Neubeginn in Südamerika bis ins letzte Detail geplant. Dazu gehört vor allem, dass er seine Gießerei, den Grundstock seines Vermögens und Arbeitsstätte seiner Familie, verkaufen will. Doch statt von seinem Plan begeistert zu sein, oder wenigstens hinzunehmen, was das Familienoberhaupt beschlossen hat, zerren ihn seine Angehörigen vor eine Kommission, die über die Entmündigung des wunderlichen Alten entscheiden soll. Dieser sitzt auch der Arzt Dr. Harada (Takashi Shimura) bei, der keinerlei Anzeichen von Wahnsinn an dem alten Mann erkennen kann und sich langsam für dessen Motive zu interessieren beginnt. Doch die Weigerung der Familie, sich dem Wunsch ihres Vaters zu beugen, hat Bestand. Lediglich seine Ehefrau Toyo (Eiko Miyoshi) und seine Tochter Sue (Kyoko Aoyama) erkennen die wahren, sorgfältig durchdachten Motive von Kiichi. Doch sie sind machtlos und müssen zusehen, wie das ehemalige Oberhaupt der Familie entmündigt wird. In seiner Verzweiflung versucht Kiichi, durch das heimliche Eintreiben von Schulden die Auswanderung finanziell abzusichern, doch dieser Plan scheitert. Nun bleibt ihm nur noch ein Mittel, um seine Familie gewaltsam von seinen Plänen zu überzeugen. Er zündet seine Fabrik an und vernichtet somit die Lebensgrundlage der Nakajimas. Und ist nicht genau das der Beweis für seinen Wahnsinn? Scheinbar haben seine Söhne recht gehabt. Der Preis, den jeder einzelne von ihnen nun dafür zahlen muss, scheint allerdings viel zu hoch. Akira Kurosawa regt mit diesem stillen Meisterwerk zu vielen Überlegungen an. Die Geschichte ist so vielfältig, so universell erzählt, dass jede Meinung darin ihre Berechtigung hat. Trotzdem ist der Zuschauer, als viertes Mitglied der Kommission angehalten, ein Urteil zu fällen. Diesen Denkprozess unterstützen die eindrucksvoll inszenierten Bilder, mit denen der Filmkünstler arbeitet. Jeder Raum, jedes Geräusch haben hier eine Bedeutung, das Zusammenspiel von Drehbuch und Ausstattung wurde perfektioniert. Deshalb ist Bilanz eines Lebens eine bis heute gültige Parabel über Mündigkeit und Verantwortung, die jeder von uns zu tragen hat und die sich nur schwer hinterfragen lässt. Antworten sucht der Zuschauer, wie bei Kurosawa üblich, bestenfalls bei sich selbst. Denn die Eindringlichkeit, mit der hier gearbeitet wird, überträgt das Thema ungebrochen bis in die Gegenwart. Die überragenden Darsteller um Toshiro Mifune tun ihr Übriges dazu, dass es sich bei dieser Bilanz um die ganz persönliche handelt, die jeder, der diesen Film gesehen hat, im Nachhinein für sich ziehen muss. Überaus empfehlenswert und zutiefst eindringlich – ein Film aus den ersten zehn Schaffensjahren von Akira Kurosawa, der einen deutlichen Fingerzeig auf das Genie und Können des japanischen Großmeisters der Filmkunst legt.
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