In seinen Filmen feiert James Bond demnächst sein 40-jähriges Dienstjubiläum, in Buchform existiert er sogar noch länger. Am wenigsten hätte sich diesen Erfolg wohl sein Schöpfer, der britische Romanautor Ian Fleming träumen lassen, denn er schuf die Figur rein zufällig: "Ich hatte mich entschlossen zu heiraten, aber die Idee mein Junggesellenleben aufzugeben machte mich nervös. Um mich abzulenken, begann ich zu schreiben, und so entstand James Bond."

Aus dem von einem Vogelkundler abgekupferten Namen erwuchs ein Mythos, und wie es sich gehört, rankt sich seit Jahrzehnten ein Legenden-Dickicht um ihn. Es zu bändigen, hat sich Autor Siegfried Tesche in Das große James Bond Buch zur Aufgabe gemacht. Neben allerlei hübschen, seltenen Pflanzen hat er auch die Bekanntschaft von undurchdringlichen Hecken machen müssen, zum Beispiel in Form der Produktionsfirma Eon, die fast sämtliche Bond-Filme produziert hat. Diese unterbindet jegliche selbstständige, kritische Auseinandersetzung mit dem Werk und lässt nur selbst autorisierte Aussagen für die Veröffentlichung durchgehen. Allein aus diesem Grund kann es nicht hoch genug bewertet werden, dass sich Siegfried Tesche und der Henschel-Verlag gegen die Kooperation entschieden und sich nicht zum Sprachrohr einer PR-Abteilung machen ließen.

Der mühevollere Weg hat sich gelohnt, denn auf rund 460 handlichen Seiten gibt es kaum etwas, das der interessierte Leser nicht erfährt. Beispielsweise Wissenswertes über Handlung, Hintergründe zu Dreharbeiten und Budget, und zwar zu sämtlichen 007-Filmen, bis hin zum neuesten, Stirb an einem anderen Tag. Natürlich dürfen auch ausführliche Porträts sämtlicher Bond-Darsteller und Akteure vor und hinter der Kamera nicht fehlen. Dieses geballte Maß an Insider-Wissen macht Das große James Bond Buch besonders wertvoll. Wo sonst kann man zwischen zwei broschierten Buchdeckeln Ausführliches über Ken Adam, den Set-Designer sämtlicher 007-Filme, erfahren, oder über Willy Bogner, den Exabfahrtsläufer, Modefabrikanten und Kameramann, der zwei Ski-Verfolgungsjagden fotografierte? Intelligent gegliedert vermittelt Tesche sein Wissen aus unterschiedlichen Perspektiven. Kritisch nimmt er das Verhältnis von Fiktion und Realität, von CIA, BKA und BND unter die Lupe und stellt spannende Zusammenhänge her, wenn es im Gespräch mit Markus Wolf um den Einfluss James Bonds auf die DDR-Spionageabwehr geht.

Das große James Bond Buch eignet sich sowohl zum Blättern und Querlesen als auch Nachschlagen. Dank der großzügigen Portion Humor und diverser skurriler Anekdoten sowie den zum Teil seltenen Abbildungen von Szenenfotos und Kinoplakaten, liest sich dieses Buch so spannend wie die Vorlage zu einem guten Bond-Film. --Andreas Schultz