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150 Jahre alt wäre Sigmund Freud am 6. Mai 2006 geworden. Eine unerhörte Karriere hat sein Denken während dieser Zeit gemacht. Eine Karriere mit vielen Aufs und Abs. Zwischenzeitlich wollte es beinahe so scheinen, als werde die Psychoanalyse demnächst zu den Akten gelegt. Doch nicht nur hat ausgerechnet die neuere neurowissenschaftliche Forschung dem angeblich so verstaubten Theoriegebäude des Entdeckers des Unbewussten neuen Auftrieb gegeben. Auch in anderen Disziplinen beschäftigt man sich wieder mit ihm. Linda Salber zeigt uns in ihrem lesenswerten Buch den Wissenschaftler und Therapeuten, Menschen und Mann aus der Nähe. Der dunkle Kontinent -- das war für Freud die Welt der Frauen. Ein weites Feld, das es zu erforschen galt. Und dies in jeder Hinsicht. "Für jeden von uns", hat er einmal gesagt, "nimmt das Schicksal die Gestalt einer (oder mehrerer) Frauen an". Ist das kein schöner Satz? Salber hat ihn ihrem Kapitel über Freuds "Nebenfrau Minna Bernays" vorangestellt. Minna Bernays war die vier Jahre jüngere Schwester Martha Freuds, seiner Frau. Wie nah Freud seiner Schwägerin tatsächlich stand, die 1896 zu ihm und ihrer Schwester zunächst nur zu einem ihrer Besuche kam und dann für immer in ihrem Hause blieb, darüber rätseln die Biographen seit jeher. Ob sie tatsächlich ein intimes Verhältnis verband, weiß auch Linde Salber nicht zu sagen. Ihre Schilderungen der Reisen, auf denen Minna ihre Schwester "vertrat", geben aber immerhin einen Eindruck davon, wie nah er sich ihr tatsächlich zumindest gefühlt haben muss. Auch über Freuds inneres Verhältnis zu all den anderen Frauen in seinem Leben -- seiner Mutter, den Schwestern und Töchtern, berühmten Patientinnen und Schülerinnen berichtet Linde Salber en detail, aber nirgends voyeuristisch. Eine kurzweilige und geistesgeschichtlich durchaus auch lehrreiche Lektüre! --Andreas Vierecke
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