Der Zauberer heißt Oliver Single, der geplagte Sohn von Tiger Single, einem kriminellen Banker, den die Financial Times als "den fahrenden Ritter von Gorbatschows Neuem Osten" bezeichnet. Tatsächlich befaßt sich Tiger mit den zehn Prozent des Welthandels, die frei von lästigen Vorschriften sind -- dem illegalen Drogenhandel -- und dem heimlichen Verkauf von gespendetem Blut, das als Katastrophenhilfe bestimmt war. In Tigers Bande heißt es "Mund halten!" -- wie der Henker des englischen Rechtsanwaltes bemerkt: "Es ist nicht sehr angenehm zu hören, daß amerikanische Kapitalisten arme Nationen buchstäblich ausbluten."

Oliver kommt zurück aus der Kälte, um Agentenführer Brock dabei zu helfen, Tiger aufzuspüren. Die £ 30 Sterling erinnern zwar an die Silberlinge von Judas, aber Oliver sehnt sich auch danach, Tigers Leben zu retten. Wie ein Hexenmeister jongliert le Carré Dutzende von Figuren in einer Zickzackhandlung durch die ganze Welt. Hautnaher Realismus, erzählerischer Elan, perfekter Dialog -- warum können Filme nicht so gut sein? Einem Blitz gleich blenden le Carrés Metaphern genauso, wie sie die Welt in ein grelles Licht tauchen.

Ex-Spion le Carré war dabei, als die Berliner Mauer errichtet wurde, und seine Schreibkunst als Autor von Spionagethrillern gilt als legendär-realistisch. Sein Umgang mit einer Spionin und der Liebe ist da weniger realistisch -- als Gegenteil einer Femme fatale müßte man sie eher als "deus sex machina" bezeichnen. Aber die entscheidende Vater-Sohn-Beziehung ist durchaus realistisch, da Tiger -- wie der unwiderstehliche Bösewicht in Perfect Spy -- le Carrés eigenen Betrüger-Vater zum Vorbild hat. Der Kalte Krieg ist vorbei, aber le Carré ist noch immer heiß. Und er wird es bleiben. --Tim Appelo