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"Eine Geschichte Palästinas zu schreiben, die nicht vorrangig um den politischen Gegensatz zwischen Arabern und Juden kreist, ist gar nicht einfach." Dies schreibt Gudrun Krämer in ihrem Vorwort, womit sie zweifellos recht hat. Ebenso richtig ist ihre Einschätzung, dass der arabisch-jüdische Konflikt nicht nur das aktuelle Geschehen überschattet, sondern in hohem Maße auch die Wahrnehmung zumindest der jüngeren Vergangenheit prägt, die vielfach nur noch als "Vorgeschichte" des gegenwärtigen Konflikts gesehen werde. Die Autorin erzählt die Geschichte Palästinas deshalb ganz bewusst nicht von ihrem Ende her, also der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948, sondern rückt die sowohl unter osmanischer als auch unter britischer Herrschaft mehrheitlich arabische Bevölkerung in den Mittelpunkt ihrer in biblischer Zeit beginnenden Darstellung.

Gudrun Krämer, die als eine der intimsten Kennerinnen der Nahost-Region gilt, ist eine ausgesprochen detailreiche Geschichte Palästinas gelungen, die den Blick auf die historischen Wurzeln des Nahost-Konflikts freilegt, gerade weil sie sie nicht als dessen bloßes Präludium erzählt. Es ist deshalb durchaus berechtigt, wenn im Klappentext von dem Buch behauptet wird, seine Lektüre sei ein "Muss" für alle, die diesen Konflikt besser verstehen wollen. Zur kursorischen Lektüre oder schnellen Orientierung ist diese profunde Geschichte Palästinas allerdings weniger geeignet. Wer sich aber die Mühe macht, der Autorin Schritt für Schritt auf ihrem Weg durch die Geschichte zu folgen, wird dafür reichlich belohnt. Wer nicht ganz so viel Atem hat, sich aber trotzdem fundiert -- wenn auch nicht so ausführlich -- über Hintergründe und historische Genese des Nahost-Konflikts informieren will, dem sei der ebenfalls bei Beck erschienene Band Palästina. Gaza und Westbank. Geschichte, Politik, Kultur von Dietmar Herz und Julia Steets empfohlen. --Andreas Vierecke